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Marie Claire: Sie unterstützen auch die #wirsind9millionen-Kampagne, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Wechseljahre gesellschaftlich zu enttabuisieren und auf die politische Agenda zu heben. Was sind die wichtigsten Veränderungen, die es in diesem Zusammenhang braucht?
Stephanie Hielscher: Wir hatten ja gerade den Arbeitsplatz angesprochen. Da gibt es im UK zum Beispiel schon Wechseljahrsrichtlinien und -strategien, an die sich mittlerweile 20 % der Unternehmen halten. Das ist ein ganz guter Anfang. Dazu gehören dann Sachen, die sich erstmal banal anhören, wie einen Ventilator am Arbeitsplatz oder atmungsaktive Kleidung, sofern man in uniformierten Berufen arbeitet. So etwas kann aber sehr hilfreich sein, wenn man zum Beispiel Hitzeballungen hat. Es geht so weit, dass es dort Extra-Krankentage gibt. Das Problem ist nämlich, dass ganz viele Frauen in den Wechseljahren, wenn sie stark betroffen sind, entweder in Teilzeit gehen oder ganz kündigen. Das ist natürlich eine Riesenproblem – für den Arbeitsmarkt, aber auch persönlich für die Frauen. Die Rente ist eh schon knapp und, wenn man dann noch ausfällt, früher ausscheidet oder nicht mehr voll arbeiten kann, ist es ein massives Problem.
Dann muss sich ganz dringend in der Medizin etwas ändern. Im Medizinstudium werden die Wechseljahre nicht thematisiert. Wenn man sich auf Gynäkologie spezialisiert, kommen sie am Rande mal vor. Wenn man sich aber wirklich auskennen möchte, muss man sich auf eigene Kosten fortbilden. Dazu kommt, dass es keine eigene Abrechnungsziffer für Wechseljahrsbeschweren gibt, sondern nur eine Abrechnungsziffer für allgemeine Beratung. Da können die Ärzte pro Quartal 16 Euro pro Patientin abrechnen, egal wie oft sie kommt, egal wie lange sie sprechen. Das geht natürlich so nicht. Es gibt schließlich ganz viel Redebedarf in dieser Zeit.