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Marie Claire: Wenn Sie eine der Frauen aus Ihrem Buch in die heutige Zeit holen könnten, wen würden Sie wählen und warum?
Alexandra Bleyer: Die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner in der Hoffnung, dass ihre Appelle für Frieden heute auf offenere Ohren stoßen. Besonders aktuell – man denke nur daran, wie einige politische Akteure vor allem digitale Medien für ihre skrupellose Propaganda nutzen – klingt Suttners Ermahnung der Medien, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden: „Die Presse ist eine der Kräfte – heutzutage vielleicht die mächtigste –, welche auf Krieg und Frieden entscheidend einwirken. Wenn ein Krieg vermieden wird oder wenn ein solcher ausbricht, so ist es mit durch die Einflussnahme der Presse geschehen.“
Marie Claire: Welche persönliche Stärke glauben Sie, brauchen Revolutionärinnen damals wie heute am meisten?
Alexandra Bleyer: Neben Mut ist es Beharrlichkeit. Allen Widerständen und Rückschlägen zum Trotz gaben die Revolutionärinnen, die ich in meinem Buch vorstelle, nicht auf; sie machten weiter. Das war durchaus riskant. Einige – wie Qiu Jin und Rosa Luxemburg – bezahlten dafür den höchsten Preis. In anderen Fällen führte die Beharrlichkeit schlussendlich zum Ziel wie beim Frauenwahlrecht. Als die US-Frauenrechtlerin Susan B. Anthony (sie war noch mit über 80 Jahren aktiv) in ihren letzten Lebensjahren gefragt wurde, ob sie daran glaube, dass die Frauen in den USA jemals das Wahlrecht erhalten würden, sagte sie: „Es wird kommen, aber ich werde es nicht mehr erleben.“ Sie war überzeugt: „Failure is impossible.“ Das Frauenwahlrecht wurde in den Vereinigten Staaten 1920 mit dem 19. Zusatzartikel der Verfassung eingeführt – dieser wird auch „Anthony-Amendment“ genannt.
Marie Claire: Wir bei Marie Claire haben es uns zur Aufgabe gemacht, Frauen und ihren Themen eine Stimme zu geben. Gibt es etwas, das Sie unseren Leser:innen mit auf den Weg geben möchten?
Alexandra Bleyer: Wir leben in einer Zeit des Umbruchs mit vielen besorgniserregenden Entwicklungen. Die Revolutionärinnen von einst ermutigen uns dazu, für unsere Rechte einzustehen. Nicht zu schweigen, nicht wegzusehen, sondern für das aufzustehen, was uns wichtig ist: Demokratie, Menschenrechte, Frieden. Wofür sind wir bereit, auf die Barrikaden zu steigen?